Stehen wir im Regen?
Liebe Europäer/innen,
liebe Mitmenschen auf der ganzen Erde.
Was versteht ihr unter "ich lebe mein Leben auf der Erde?"
Was glaubt ihr was und wer ihr seid? Ihr führt euch auf, als würde euch die ganze Welt gehören, aber dem ist nicht so.
Wir alle sind nur Gast auf unserem Planeten. Wir kommen mit NICHTS und gehen mit NICHTS. Von dem, was zu Lebzeiten angehäuft wurde, kann man eventuell noch Schmuck mitnehmen, der nutzt aber als Zahlungsmittel im Jenseits nichts, weil er in der Erde liegen bleibt. Also warum..
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Warum verteilt ihr nicht euren Überfluss?
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Denn wenn alle Menschen auf der Erde satt werden, müssen sie nicht stehlen, um zu überleben.
Ich verkleinere mal alles, um es besser verständlich zu machen.
Ich nenne ein Volk eine Familie. Jede Familie hat ein Zuhause, hat ein Haus mit Garten, um sich ernähren zu können. Die Familienmitglieder halten zusammen, helfen sich gegenseitig. Das Familienoberhaupt würde es nicht dulden, wenn einer von ihnen Sachen in seinem Bett versteckt, die allen gehören.
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Manche Familienoberhäupter ziehen eine Diktatur vor, andere die Demokratie.
Wenn eine Familie schneller wächst als die andere und das Land nicht mehr alle ernähren kann, gibt es ein Problem.
Oh Gott! Jetzt merke ich, dass das friedliche Zusammenleben doch nicht so einfach ist und schnell an seine Grenzen stößt.
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Wie kann ich mir anmaßen, die Weltordnung zu verbessern, wenn es in Deutschland mit der Demokratie nicht klappt?
So manch einer versteht unter Demokratie: "Ich darf alles." Aber jeder Staat hat seine eigene Ordnung, dass kann man selbst bei Tieren feststellen, die in einer Staatsordnung leben.
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Nun zu Hitler. Das Davor würde jetzt aber den Rahmen sprengen.
Ich lebte unter Hitler in einer Diktatur. 1932 war ich ein Jahr alt, als die Eltern wegen Arbeitslosigkeit und Inflation von Wiesbaden nach Schlesien aufs Land zogen, um zu überleben. 1939 wurde Vater eingezogen, er war schon im ersten Weltkrieg Sanitäter. Unsere kranke Mutter stand mit uns 6 Kindern ohne Freunde und Verwandte, hilflos in der Fremde. Die Verwandten lebten im Taunus.
Das Vieh nahm man uns weg, das Land nahm man uns weg, weil unsere Mutter durch ihre Arthrose und das Herzleiden unfähig war, es zu bewirtschaften. Hitler und die Diktatur regelten alles. Die paar übrig gebliebenen Hühner wurden gezählt, die Anzahl der Eier, die wir behalten durften, schrieb das Gesetz vor. Was die Hühner rein mathematisch mehr legten als uns zustand, musste abgegeben werden,
es herrschte Krieg.
Es gab Lebensmittelmarken, denn die Lebensmittel wurden rationiert und zugeteilt. Die Kleidung wurde zugeteilt,
es herrschte Krieg.
Wir Kinder mussten Kräuter und Lumpen sammeln, den Bauern bei der Ernte und beim Dreschen helfen,
es herrschte Krieg.
Die jüngste Schwester musste sterben, weil die meisten Ärzte eingezogen waren aber in der Heimat fehlten. Im Sommer mussten wir barfuß zur Schule gehen, mussten Maulbeerblätter für die Seidenraupen sammeln, denn in jedem Klassenzimmer stand im Sommer ein Kasten mit Seidenraupen. Aus den Seidenraupen wurden später Fallschirme genäht,
es herrschte Krieg.
Vater brachte Mutter in seinem letzten Heimaturlaub das Schießen bei und nahm ihr das Versprechen ab, uns Kinder und sich selbst zu erschießen. "Ich habe schreckliche Dinge gesehen und erlebt, glaube mir, es ist besser so. Sollte es das Schicksal anders wollen, treffen wir uns bei meiner Schwester im Taunus." Hätte meine Mutter Vaters Worte nicht für sich behalten, wäre sie wegen Landesverrat erschossen worden,
es herrschte Krieg.
Im Januar mussten wir fliehen. Ich erspare mir die Einzelheiten, außer, dass ich als 13-jährige einen Einberufungsbefehl bekommen hatte und Mutter mich nicht gehen ließ. Auch für diesen Ungehorsam setzte sie ihr Leben aufs Spiel,
es herrschte Krieg.
Nach drei Monaten, im März, kamen wir mit NICHTS im überfüllten Taunus bei Vaters Schwester an. Ein organisierter Flüchtlingstreck und Ausgebombte aus Frankfurt belebten den Ort. Es war Mutters Geburtsort, ihre Heimat, aber jetzt fremdelte sie hier. Denn niemand freute sich über ihr Kommen,
es herrschte Krieg.
Der Krieg ging zu Ende. Deutschland wurde zu Recht schuldig gesprochen und verurteilt. Die Wiedergutmachung teilte unser Land, denn die hiesigen Haus und Grundbesitzer, deren Gebäude noch standen, mussten oft Kredite aufnehmen, denn ein gewisser Prozentsatz kam in den Topf der Wiedergutmachung. Von diesem Geld bekamen ausgerechnet die Vertriebenen und Ausgebombten etwas, die jetzt in jedem freien Zimmer hockten. Es war kein einfaches Zusammenleben.
Der Krieg war zu Ende, das Chaos bestimmte den Alltag.
Die Jahre vergingen.
Eine neue Ordnung kam ins Land, die Demokratie. Doch es scheint, als wäre diese Staatsform sehr kompliziert. Sehr oft wird sie missverstanden, das eigene ICH überbewertet, das Miteinander als Bedrohungen angesehen.
Trotzdem konnte ein Europa zusammenwachsen und es schien, als sei der Krieg für immer ein Erinnerungsstück aus der Vergangenheit.
Man hatte sorglos in den Tag hineingelebt. Nicht an die Umwelt gedacht, nicht die Hungernden gesehen, die meisten lebten ja weit weg, in einem anderen Kontinent, Ozeane hielten sie uns vom Hals. Erst kamen sie vereinzelt, in kleinen Booten, jetzt scheint das Wasser kein Hindernis mehr zu sein. Außerdem hatte man in armen Ländern billig produzieren lassen, glaubte, damit seine Pflicht und Schuldigkeit getan zu haben.
Dieses Denken rächt sich. Die Weltordnung kommt ins Schwanken. Zu lange hatte man an sich gedacht. Das, seit langem überfällige Umdenken kommt nur schleppend in Gang.
Unbemerkt konnte sich in Europa eine Gruppierung etablieren, die uns einreden will, die gute alte Zeit von gestern wieder einzuführen. Die Zeit in der ich groß wurde?
Was war gut an dieser Zeit? Denn wenn schon, denn schon! Damals wurde von oben bestimmt, was richtig und was falsch ist. Wollt ihr wirklich nur noch ein Telefon im ganzen Ort haben? Ihr Hetzer von der AFD wollt ihr tatsächlich alle Ausländer raus haben? Wer von euch setzt sich freiwillig in der Frühe in das Müllauto und fährt den Dreck weg? Wer von euch schiebt Schicht in der Krankenpflege? Wer hält die Straßen sauber?
Ich war 1945 in Deutschland ein deutscher Flüchtling. Ich habe mit geholfen, unser Deutschland wieder aufzubauen. Es leben noch viele von damals. Wir Omis sind nicht vertrottelt. Wir lassen es nicht zu, dass ihr unser friedliches Zusammenleben kaputt macht. Hinter der Fassade eurer Versprechungen verbirgt sich die Diktatur. Aber auch ihr könnt euren Anhängern nicht mit liebevollen Worten den Fortschritt aus der Hand nehmen. Denn der heutige Mensch ist ohne sein Handy nicht überlebensfähig.
FAZIT
Wir "Omis und Opis" sind viele, sehr viele, denn auch die Opas gehören dazu. Wir werden reden, wir werden lärmen. Wir werden nicht aufhören, die unschuldige Jugend aufzuklären, denn sie haben noch nie einen Wolf im Schafspelz gesehen.
Offenbach im Mai 2024
Waltraud
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